Der Wirtschaftswinter (Es war einmal ein Kontostand…)

Es war einmal ein Kontostand,
(vor langer, langer Zeit)
der jederzeit zu Diensten stand,
zur Hilfe stets bereit.

Was ich auch immer brauchte,
gab das Konto gerne her;
ich aß und trank und rauchte,
zahlte Miete und viel mehr.

Da war der Kühlschrank immer voll,
das Portemonnaie nie leer.
Da war nur Haben, niemals Soll.
Das gibt es längst nicht mehr.

Denn heute gibts nen Kontostand,
da bin ich maßlos froh,
wenn ich nur halbwegs abgebrannt
ankomm beim Ultimo.

Ultimo (hab ich gelernt)
gleicht jenem Horizont,
der sich ein Stück weiter entfernt,
wenn man mal näher kommt.

Aß ich mich früher einmal satt
mit den feinsten Gerichten,
hängt jetzt bei mir ein neues Blatt,
der Kalenderspruch : Verzichten.

Der Wirtschaftswinter ist längst da
(den Bonzen ew’gen Ruhm!),
jetzt sehen wir das Einzig-Wahr‘
im Neu-Asketentum.

Neuklamotten sind passé,
und Lochsocken voll in –
– ich merk, wenn ich nichtshoppen geh
wie modisch ich doch bin!

Es war einmal ein Kontostand,
nicht üppig, doch nicht übel.
Jetzt nicht. Wieso? Liegt auf der Hand:
Die Armut macht flexibel!

Doch Gutes steckt für manche drin
(ich will nicht irreführen):
Die Bank erfreut sich immerhin
der Überzugsgebühren.

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