An M.K.


Vor wie nach jenen "tausend Jahren"
Haben wir sehr viel von Dir erfahren,
von Zärtlichkeiten zwischen Stempelgängen,
von Weckern (die tät auch ich lieber sprengen),
davon, wie aus ‘nem Sie ein Du entsteht,
davon, wie’s Emigrantenkindern geht,
von unserer Stadt, wo’s grau ist und wo’s grün;
wer Dich liest, weiß: Berlin ist stets Berlin.


Wer Erfahrung hat mit der Emigration,
findet jedesmal bei Dir Inspiration;
wer das Leben halb von außen sieht,
vor allem ihm hat Deine Stimm’ geblüht.
Wer in der Fremde an "Daheim" gedacht,
mit ihm hast Du geweint und auch gelacht.


Wem Savignyplatz und Havel etwas sagen,
wer fort mußte, obwohl er gern geblieben,
mit Dir kann er det Lehm besser ertragen,
wo er auch weilt, ob hüben oder drüben.
Deine Verse sprechen allen von der Seele,
die je gefragt: "Reicht’s noch bis Ultimo?"
Wenn ich aus Verzweiflung meine Münzen zähle,
les ich Dich, und fühl mich wieder froh,
denn zwar sind Geld und Arbeit nicht vorhanden,
von Dir fühl ich mich immerhin verstanden.

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