Flieg doch heim!

Ich höre schon, was manche Leute sagen,
muß man sich über etwas mal beklagen,
„Was tuste dich die ganze Zeit bloß plagen,
findste das Leben so schwer zu ertragen,
dann flieg doch heim!“

Sagt einer, dies sei auch nicht das Gelobte Land,
weist du den Gedanken adrett von der Hand,
es will dir einfach nicht in den Verstand;
du sagst „Na los, dann krieg ich Dosenpfand,
fliegst du jetzt heim!“

Mal unter uns, ich kenne dich auch anders,
und weiß auch, wie’s dir wirklich dabei geht,
wohin du manchmal in Gedanken wanderst,
wenn der glühweinlose Winterwind hier weht.
Erwähnst du etwas außerhalb dies Landes,
merkst du, daß dich dann kaum ein Mensch versteht.
Gib’s zu, du wärst manchmal lieber woanders,
auch dein Herz ist mal Heimatsuchgerät.

Im Traum bist du in Bochum oder Potsdam,
sortierst du deinen Müll noch dreifach aus,
ißt Döner auf der Parkbank da am Ku’damm,
hängst die blauweiße Landesfahne aus,
Heimweh ist doch die Regel, keine Ausnahm,
wer sehnt sich nicht bisweilen nach „zu Haus“?

Der „flieg-doch-heim“-Quatsch, will ich mal gesacht ham,
der hängt mir langsam schon zum Halse raus.

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